Landesamt 
                      für Kultur und Denkmalpflege 
                      Bereich Archäologie und Denkmalpflege  | 
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               Maritime Kulturlandschaften aus der Vogelperspektive
Luftbildarchäologische Landesaufnahme an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns
         	     
              Dr. Susanne Gerhard, Fachbereich Archäologie 
                und Denkmalpflege des Landesamtes  für Kultur und Denkmalpflege 
				 
              Voraussetzungen und Ziele 
Die Teilnahme am Kultur 2000-Projekt ermöglicht es der archäologischen Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, ihre Kenntnisse über datierte und undatierte archäologische Fundstellen in der Ostsee erweitern. Darüber hinaus sind neue Erkenntnisse zur Landschaftsgeschichte der Küstenzone zu erwarten. Dieser Erkenntnisgewinn wird die Archäologen des Landes in die Lage versetzen, die Öffentlichkeit noch besser als bisher über die Art und Bedeutung des Unterwasser-Kulturerbes zu informieren und Verständnis für die archäologische Denkmalpflege in dieser Region zu wecken. 
Um die Projektziele zu erreichen, sind folgende Maßnahmen geplant.
			   
                - 
                  
Luftbildprospektion und Vergleich der Ergebnisse 
                    mit denjenigen anderer (terrestrischer sowie im küstennahen 
                    Bereich der Ostsee) Prospektionsmethoden. 
                 
                - 
                  
GIS-Anwendung zur Kartierung, Analyse und 
                    Visualisierung der Information. 
                 
                - 
                  
Veranstaltung jährlicher, einwöchiger "Training 
                    Schools" zur Schulung junger Archäologen sowie Veranstaltung 
                    eines dreitägigen Seminars, auf dem Aspekte des Gesamtprojekts 
                    dem Fachpublikum, aber auch der interessierten Öffentlichkeit 
                    vorgestellt werden sollen. 
                 
                - 
                  
 Erarbeitung von Lehrmaterial für Schüler 
                    und Jugendliche. 
                 
                - 
                  
Beteiligung an der Erarbeitung der "Virtual 
                    Exhibition" im Rahmen des Gesamtprojektes. 
                 
			   
				
              Fortschritte im Projekt bis Ende 2005 
                Die luftbildarchäologische Arbeit im Lande wurde fortgesetzt. 
                Einzelne Fotos wurden entzerrt, Kartierungen und Diagramme zur 
                Visualisierung vorbereitet. Während des gesamten Berichtszeitraumes 
                wurden die Datenbank und GIS-Projekte erweitert und ergänzt. Die 
                erste Training School fand im Juni 2005 statt, zwei weitere Training 
                Schools sowie das dreitägige Seminar sind in Vorbereitung. Fortschritte 
                wurden auch bei der Erarbeitung der didaktischen Materialien gemacht. 
               
              Luftbildprospektion 
                Während des ganzen Jahres 2005 wurde die Luftbildprospektion fortgesetzt. 
                Die Wetterbedingungen im Sommer und Herbst waren jedoch für die 
                Arbeit über dem Land sehr ungünstig. Während der Training School 
                im Juni wurden etwa 40 bereits bekannte Fundstellen an der Küste 
                und unter Wasser dokumentiert; die Ergebnisse ergänzen die bisherigen 
                in idealer Weise.  
              GIS und Kartierungen 
                Die Teilnahme am Kultur 2000-Projekt ermöglichte die Intensivierung 
                der Arbeit mit dem DenkmalGIS-System der staatlichen Denkmalpflege. 
                Die Ergebnisse der luftbildarchäologischen Arbeit im Küstenbereich 
                konnten weiter evaluiert werden: Lage der Fundstellen, chronologische 
                und funktionelle Ansprache der Fundstellen etc. Ein Vermessungsingenieur 
                entzerrte eine Reihe von Luftbildern aus der Küstenregion. Erste 
                GIS-basierte Karten und Diagramme wurden erarbeitet. Früher entstandene 
                und neue Luftbilder sollen mit anderen Daten in Beziehung gesetzt 
                werden, damit so einerseits mehr und bessere Informationen über 
                die Fundstellen zur Verfügung stehen, andererseits aber auch für 
                die Erhaltung dieser Fundstellen an und im Wasser besser gesorgt 
                werden kann.  
				
               Training 
                Schools und Seminar in Schwerin 
                Die erste der drei im Rahmen des Projektes geplanten Training 
                Schools fand vom 13.-17. Juni 2005 in Barth in Vorpommern statt 
                - dies wäre nicht möglich gewesen ohne den außerordentlich aktiven 
                Einsatz von Dr. Otto Braasch mit seiner Cessna 172. Die Teilnahme 
                der Tutoren Dave MacLeod von English Heritage und Lidka Zuk von 
                der Universität Poznan wurde durch die Finanzierung aus Kultur 
                2000-Projektmitteln ermöglicht. Zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer 
                aus Italien, Litauen, Irland, der Tschechischen Republik und Deutschland 
                reisten zum Kurs an.  
              Neben einführenden Vorträgen zur Archäologie 
                in Mecklenburg-Vorpommern umfaßte der theoretische Unterricht 
                verschiedenste Aspekte der Luftbildarchäologie, Luftbildinterpretation, 
                Übungen im Entzerren von Luftbildern sowie Grundlagen des Arbeitens 
                mit GIS-Programmen und allgemeine Aspekte der Landschaftsarchäologie. 
                Die praktische Ausbildung in der Luft geschah unter der Ägide 
                von Dr. Braasch. Die Studierenden verbrachten während der Woche 
                durchschnittlich 4,5 Stunden im Flugzeug. Über 3,5 GB (2056 Fotos) 
                Daten wurden gespeichert. Besonders überraschend war die Entdeckung 
                einer neuen Fundstelle. Relativ nahe am Barther Flughafen konnte 
                eine kreisförmige Doppelgrabenanlage erkannt werden - trotz mehr 
                als zwölf Jahren Luftbildprospektion in der Region bislang unbekannt. 
                Nach dem Kurs wurden die Fotos katalogisiert; die Informationen 
                sollen nun in das GIS-System der archäologischen Denkmalpflege 
                übertragen werden. 
                Sowohl Tutoren als auch Teilnehmer empfanden die Training School 
                als außerordentlich gelungen. Berichte über die Training School 
                gingen an das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 
                des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie an den Repräsentanten 
                des Landes bei der Europäischen Kommission. Manuskripte wurden 
                bei verschiedenen archäologischen Zeitschriften eingereicht, das 
                erste ist bereits im Jahrbuch "Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern" 
                (Band 52) erschienen. Das Kultur 2000-Projekt - insbesondere der 
                mecklenburg-vorpommersche Beitrag - soll auch im Museum für Unterwasserarchäologie 
                in Sassnitz (Insel Rügen) dargestellt werden, das derzeit eine 
                Umgestaltung erfährt. Die nächste Training School (1.-5. Mai 2006) 
                ist in Planung, ebenso wie ein dreitägiger Workshop in Schwerin 
                im Januar 2007.  
              Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit 
                Die Erarbeitung einer Broschüre für Heranwachsende zum Thema "Luftbildarchäologie 
                in der Küstenregion Mecklenburg-Vorpommerns" wurde begonnen. Der 
                Text soll sowohl in konventioneller, gedruckter Form erscheinen 
                als auch auf den Internetseiten der staatlichen Denkmalpflege 
                und des Kultur 2000-Projektes. Für didaktische Fragen soll der 
                Rat einer Gymnasiallehrerin eingeholt werden, die seit langen 
                Jahren ehrenamtlich archäologische Schülerarbeitsgemeinschaften 
                leitet. Darüber hinaus wurden Beiträge zu den Internet-Seiten 
                des Gesamtprojektes geleistet.  
              Impressionen von der Training School im Juni 
                2005. Links: Die neu entdeckte kreisförmige Anlage bei Barth. 
                Rechts: Irische, litauische und deutsche Kursteilnehmer in angeregter 
                Diskussion. 
              
               
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